Liebe Mitbeterinnen und Mitbeter,
ich darf Sie und euch, auch im Namen der Pfarrei St. Georg Auchsesheim,
herzlich zu unserem Friedensgebet begrüßen.
Seit Monaten bereitet unsere ehemalige Schülerin Christine Färber in
Shkoder (Albanien) das internationale Friedenstreffen der Jugend vor.
Ich sagte, seit Monaten, d. h. lange vor dem furchtbaren Terroranschlag
in Amerika hat Christine aus eigenem Erleben während ihrer Tätigkeit
im Kosovo und in Albanien empfunden, man müsse aktiv etwas für den
Frieden unter den Religionen, den Völkern der Welt und im täglichen
Leben tun.
Spätestens durch die jüngsten Ereignisse muss auch uns im friedlichen
Deutschland das Geschenk des Friedens bewusst geworden sein, ein
Geschenk, das ganz und gar nicht selbstverständlich ist. Manche
Vokabeln der Tage nach den Anschlägen in New York und Washington wie
"Rache und Vergeltung", "Krieg",
"Gegenschlag" oder "Gewalt gegen Gewalt" gefallen
mir als Christ nicht, ja beunruhigen mich geradezu.
Ich habe mich angesichts dieser Situation an ein Wort Reinhold
Schneiders erinnert, das er 1946, also kurz nach dem 2. Weltkrieg, als
Mahnung niedergeschrieben hat.
Es heißt: "Allein den Betern kann es noch gelingen das Schwert ob
unseren Häuptern aufzuhalten."
Erich Loest, verfolgter Schriftsteller in der früheren DDR, lässt in
seinem Roman "Nikolaikirche", wo es um die Ereignisse im
November 1989 in der DDR geht, einen Stasioffizier sinngemäß sagen:
"Auf Pistolen, Schüsse und Gewalt waren wir bestens vorbereitet,
aber nicht auf Kerzen und Gebete."
So wollen wir heute Abend zusammen beten in dem Glauben, Gebete vieler
seien stärker als Terror, Rachegedanken und Gewalt, weil unser Gott
zwar ein Gott der Gerechtigkeit, aber kein Gott der Rache und Gewalt,
sondern ein Gott der Versöhnung, der Liebe und des Friedens ist.
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